Mit der 5. Generation begann erstmals die Führung des Unternehmens in einer Doppelspitze. Herbert Jacobi legte großen Wert darauf, seine beiden Söhne schon während des Studiums in das Unternehmen einzubinden. Beide Brüder sind sehr unterschiedlich und besetzen von Anfang an unterschiedliche Bereiche. Helmuth verantwortete
die Bereiche Finanzen, Technik und Personal; Klaus führte den Vertrieb und das Marketing. 1988 wurden beide Geschäftsführer. Im darauffolgenden Jahr fiel die Mauer. Das große Glück der 5. Generation ist diese Wende und die deutsche Einheit. Die Werke in Duderstadt und Bilshausen konnten den großen Renovierungsbedarf der neuen Bundesländer bedienen.
„Die ersten fünf Jahre (..) werden Helmuth und Klaus Jacobi als eine Art zweite Gründerzeit im Gedächtnis behalten, eine Zeit in der Entscheidungen blitzschnell getroffen werden mussten und der Umgang mit schwindelerregend hohen Summen zum Alltagsgeschäft wurde, eine Zeit, die zu langem Nachdenken keine Zeit ließ, und die dennoch
ein wohlbedachtes Handeln mehr denn je erforderte. Im Rückblick auf ihre wechselvollen gemeinsamen Jahre sind sich die Brüder einig, trotz der oder gerade durch die Verschiedenheit, immer eng und sehr vertrauensvoll erfolgreich zusammen gearbeitet zu haben.
In kurzer Zeit wurden in Bilshausen 1992, 1995, 1998 und 2000 die Werke IV,V, III und Va neu gebaut. Die Produktion konnte dadurch von fünfzehn Millionen auf fünfzig Millionen Pressdachziegel Jahresleistung gesteigert werden. Die Anforderungen an die Mitarbeiter steigt stetig. Die Arbeit in einer Ziegelei bedeutet immer weniger kräftezehrend körperlich zu arbeiten, sondern wird mehr und mehr stark technisiert und daher noch anspruchsvoller. Auch Roboter hielten Einzug in die Produktion, die von den Mitarbeitern liebevoll auch heute noch „Herbert, Helmuth und Klaus“ genannt werden. Auch die Strukturen des Baustoff- und Bedachungsfachhandels änderten sich durch Übernahmen und Zusammenschlüsse hin zu größeren überregionalen Einheiten, wodurch sich die Marktmacht einzelner Kunden sehr erhöhte und Abhängigkeiten schaffte.
2005 bot sich die Chance mit dem Erwerb der Firma Walther, einem traditionsreichen, familiengeführten Mittelständler aus Franken, das Absatzgebiet zu erweitern und die Kunden deutschlandweit beliefern zu können. Die großen und ambitionierten Investitionen und Zukäufe wurden in der Finanzkrise 2008/2009 fast zur Stolperfalle.
Aber durch gemeinsames Handeln und großes finanzielles Engagement der Familie und temporäre Zugeständnisse der Belegschaft konnte die unmittelbare Krise schnell
überwunden werden. Die „Nachwehen“ haben das Unternehmen jedoch verändert. Strukturen wurden angepasst, Arbeitsweisen modernisiert und regelmäßig hinterfragt.
Auch die Verbandsarbeit war für die Brüder wichtig: Helmuth Jacobi war von 2002 bis 2019 als Präsident des Bundesverbandes der deutschen Ziegelindustrie und Klaus Jacobi lange Jahre im Vorstand der deutschen Porotongesellschaft und der Arbeitsgemeinschaft Ziegeldach engagiert. Klaus Jacobi betont, dass ihm die persönliche Pflege und der Kontakt zu den Kunden immer ein besonderes Anliegen war.