Mein Name ist Christoph Häusgen, ich bin gelernter Zimmerer- und Dachdeckermeister. Ich mag alte Dinge. Sie stellen eine Verbindung zur Vergangenheit her und es umgibt sie etwas Besonderes. Meine Leidenschaft liegt in der Sanierung alter Bauvorhaben.
Dachsanierung mit Mut und Leidenschaft
Dacheindeckung
Röbbigsturm
Als ich zum „Röbbigsturm“ gerufen wurde, war die Vorgabe des Bauherrn, die alten Dachziegel zu erhalten. Es sollte weiterhin „wild“ aussehen auf seinem Dach. Beim genauen Hinsehen erwies sich dies leider als unrealistisch. Die alten Hohlpfannen lagen unruhig wie eine bewegte See. Zu schlecht war außerdem der Zustand der Pfannen. Auch die Idee, eine Seite mit originalen und die andere Seite mit geborgenen ca. 200 Jahre alten Pfannen eines Bauernhauses einzudecken, scheiterte an der Verkehrssicherungspflicht. So hat das Dach eine Neigung von ca. 60 Grad und wie soll bei altem Material gewährleistet werden, dass nicht doch ein Ziegel rissig wird oder Teile abbrechen und herunterfallen? Der „Röbbigsturm“ ist alt, sehr alt sogar. Gebaut wurde das nun 450-jährige Haus im Jahr 1569. Es diente einst als Herberge für Nonnen, als Kornspeicher und sogar als Rathaus von Wunstorf. Heute ist es ein Wohnhaus und gehört zu den ältesten Gebäuden Wunstorfs.
Die Sanierung
Ein lebhaftes Deckbild – mit der Sonderserie Z5 rot-bunt gedämpft
Es wurde entschieden das Dach neu einzudecken. Es war der Bauherr, der die Idee zu dem Modell Hohlfalzziegel Z5 rot-bunt gedämpft von Jacobi Walther Dachziegel hatte. Diese Ziegel haben ein außergewöhnliches Farbspiel, dessen Ursprung durch und durch der natürliche Ton ist. Die Eigenschaften des reinen Tonziegels bleiben somit komplett erhalten. So wird der nicht engobierte Ziegel in absehbarer Zeit eine eigene Patina entwickeln und damit die Schattierung verstärken. Er wird später an die alte Eindeckung erinnern.
Eichenholz als Zeichen für ein ganz altes Dach
Die erste Überraschung kam beim Abriss der alten Pfannen. Die Dachlatten und der komplette Dachstuhl waren aus Eiche. Die Ziegel waren also schon sehr lange auf dem Dach verbaut. Wie lange genau, konnte nicht abschließend geklärt werden. Waren die alten Hohlpfannen wirklich 450 Jahre alt? Meiner Erfahrung nach ist das unwahrscheinlich. Vermutlich wurden in der Vergangenheit, also vor ca. 200 Jahren im Zuge der Neueindeckung des Daches, lediglich die Pfannen getauscht. Die vorhandenen Eichendachlatten wurden aber belassen. Was tun mit dem alten Material? Wegschmeißen oder Verfeuern ist einfach zu schade. Ich habe in den letzten Jahren sehr großen Respekt vor alten Dingen erworben. In unserem Beispiel wird aus den alten Eichendachlatten eine neue Haustür gefertigt. Die Reste der Hölzer werden zu Frühstücksbrettern oder Tischplatten verarbeitet.
Sanierungen dieser Art sind planbar – Überraschungen inbegriffen
Und die eigentliche Sanierung? Steil ist es gewesen. Wie beim Bergsteigen. Und dreckig war es. Die üblichen Probleme wie große Sparrenabstände und Feuchteschäden sind normal. Es ist schwer vorhersagbar, was genau bei so einer Sanierung auf einen zukommt. Auch die Holzbauteile, die zum Teil sehr schön verziert und bemalt waren, waren in einem relativ guten Zustand. Die größte Herausforderung aber war der Übergang zum Turm. Hier haben meine Vorgänger „geschummelt“ und bei der Dacheindeckung getrickst. Mit neuen Ziegeln ist dies nicht möglich. Wir haben uns deshalb entschieden, den Turm und das Dach des Hauses optisch zu trennen und dies bewusst zu betonen.